Im Rahmen des laufenden Dissertationsprojektes mit dem Titel „Scheunenviertel in Deutschland“ wurde anhand von zehn ausgewählten Fallbeispielen erstmals eine regionsübergreifende und vergleichende Betrachtung des Themenkomplexes Scheunenviertel vorgenommen. Mit Hilfe des Aulet-Förderprogrammes konnte ein letzter Arbeitsschritt zur Finalisierung des Dissertationsprojektes realisiert werden. Es ermöglichte die dendrochronologische Datierung von neun Scheunengebäuden innerhalb der ausgewählten Fallbeispiele. Die beprobten Scheunen stehen in sieben Scheunenvierteln in Bayern, Brandenburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.
Nach der Entnahme von durchschnittlich fünf Bohrproben pro Scheune erfolgte die anschließende Auswertung während eines zweiwöchigen Aufenthalts im dendrochronologischen Labor der Universität in Bamberg unter Leitung von Dr. Eißing. Die älteste untersuchte Scheune konnte auf die Schlagphase Winter 1610/11 datiert werden, während die Jüngste in die Schlagphase 1893/94 fällt.
Die Ergebnisse bestätigen die These, dass die heutige Bausubstanz oftmals aus Wiederaufbauphasen nach Brandkatastrophen innerhalb der Viertel oder der Städte stammt. Bei drei Vierteln erstreckt sich die Errichtung der einzelnen Scheunengebäude über mehrere Jahrhunderte. Dies zeigt, dass wirtschaftliche und gesellschaftliche Faktoren neben Brandschutzgründen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Entwicklung von Scheunenvierteln spielen.